Zurück

Wirklichkeitsverlust

Schon seit Stunden beschlich mich dieses ungute Gefühl, dass mit Mario etwas nicht stimmte. Er verhielt sich die ganze Zeit komisch und wirkte sehr nervös. Aber ich konnte es mir nicht erklären. Wir führten seit ein paar Wochen eine glückliche Beziehung, wie ich sie mir immer erträumt hatte. Aber nun fiel mir zum ersten Mal diese Unsicherheit bei ihm auf. Ich wusste nicht, ob es etwas mit unserer Beziehung zu tun hatte, aber dieser Gedanke beunruhigte mich nicht einmal. Es war viel mehr so, dass ich mir um Mario große Sorgen machte.

Als wir gestern Abend mit Felix und Tina im Kino waren, begann dieses ungute Gefühl sich in mir hoch zuwühlen.

Tina hatte eine Veränderung bei mir festgestellt. Nach Ende des Films fragte sie mich, was ich denn hätte. Ich sagte ihr, dass ich nichts hätte und ob ihr nicht stattdessen bei Mario etwas aufgefallen wäre. Aber sie verneinte.

Wir verließen das Kino und gingen gemeinsam noch etwas trinken. Ich fühlte mich die ganze Zeit beobachtet und fühlte einen Druck von allen Seiten.

Mario war es, der mich ziemlich zeitig fragte, ob ich nach Hause wollte. Es schien niemand auf meine Antwort acht zu geben, denn ich sagte nein, aber Mario erhob sich im selben Moment von seinem Stuhl. Er sagte mir, dass es in Ordnung sei und half mir in meine Jacke. Sprachlos ließ ich mir meine Jacke überziehen und verabschiedete mich von Tina und Felix. Tina flüsterte mir noch zu, dass ich mal richtig durchschlafen sollte.

Was war denn los? Hatte ich plötzlich auf der Stirn stehen, dass es mir nicht gut ging? Oder das ich nach Hause will und müde bin? Oder war ich jetzt verrückt geworden?

Mario nahm meine Hand und führte mich nach Hause ohne auch nur ein Wort mit mir zu wechseln. Es war als wäre ich plötzlich in einer anderen Welt gelandet, nicht in der, wo ich mich vor kurzem noch aufgehalten hatte.

Ich dachte nicht länger nach. Als wir nach Hause kamen, legte ich mich sofort schlafen. Doch leider verabschiedeten sich die Sorgen über Nacht nicht. Weder meine, noch die der anderen. Sehr früh erhielt ich einen Anruf von Tina, die sich sorgenvoll nach meinem Befinden erkundigte. Ich sagte ihr, dass ich mich prima fühlen würde und sie sich keine Sorgen machen sollte. Kurz danach kam Mario aus dem Schlafzimmer, legte mir seine Hand auf den Kopf und fragte mich, ob ich gut geschlafen hätte.

„Okay, Stopp mal. Was wird hier gespielt? Seit gestern Abend…", ich hörte auf zu sprechen, denn in Mario´ s Blick sah ich nur Leere. Er kümmerte sich nicht um meine Worte, sondern ließ sie an sich vorbei. Nicht nur das, er schaute sogar an mir vorbei.

„Was ist denn los, warum schaust du mich nicht mal an?"

Nichts, keine Antwort. Mario blieb stumm und ihm interessierte nichts von dem was mich interessierte. Was war nur plötzlich in Mario, Felix und Tina gefahren?

Mario wendete mir den Rücken zu, dann verschwand er im Bad, bevor er es sich im Wohnzimmer gemütlich machte. Ich machte uns eine Kleinigkeit zu Essen und setzte mich zu ihm.

„Willst du nichts essen? Ich habe dir auch ein Brötchen geschmiert. Möchtest du?", ich hielt es ihm anbietend hin.

„Nein, ich habe keinen Hunger." antwortete er mir kurz und schlug das Brötchen aus meiner Hand auf den Teller zurück.

„Bist du verrückt? Seit wann bist du so aggressiv?!" Meine Frage blieb wieder ohne Antwort. Er blickte auf den Tisch, dann nahm er die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Es waren gerade Nachrichten an der Reihe und es kamen aktuelle Schlagzeilen. Das was Mario sich grundsätzlich anschaute, um auf dem Laufendem zu sein. Diesmal schaltete er sofort auf den nächsten Sender. Als ihm das Programm auch dort nicht gefiel, machte er den Fernseher wieder aus und ging ins Schlafzimmer. Es war noch nie vorgekommen, dass er eine Gewohnheit ablegte und überhaupt war er ein sehr offener Mensch. Über alles und jeden konnte er mir stundenlang erzählen. Das erste, wenn er früh wach wurde war sein Kaffee, dann aß er etwas, schaute sich die Nachrichten im Fernsehen an und bis zum Arbeitsbeginn, wechselten wir dann meist noch einige Worte. Aber diesmal war alles anders und ich hatte nicht das Gefühl, dass er einfach keine Lust hatte Nachrichten anzuschauen oder mit mir zu reden, sondern dass er mir etwas verheimlichte.

Ich hörte wie er aus dem Schlafzimmer kam und die Wohnung verließ. Für mich wurde es auch langsam Zeit, aber dann sah ich zum Fernseher. Dort schien mir eine Lösung zu liegen. Ich wusste nicht wieso, aber ich nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher wieder ein. In diesem Moment ging gerade die letzte aktuelle Nachricht von einem Mordfall zu Ende. Mir stockte der Atem, als ich irgendetwas von unserer Stadt vernahm...

 

Sie möchten die Geschichte zu Ende lesen? Klicken Sie hier!